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«Caffe Sospeso» – ein Akt der Solidarität

« Quando un napoletano è felice, per qualche ragione, invece di pagare un solo caffè, quello che berrebbe lui, ne paga due, uno per sé e uno per il cliente che viene dopo : è come offrice un caffè al resto del mondo. » - Luciano De Crescenzo


Diese Worte stammten von Luciano de Crescenzo, einem italienischen Schriftsteller (1928 bis 2019), der geboren und aufgewachsen in Neapel, in seinen Werken immer wieder die Atmosphäre dieser pulsierenden Stadt aufgriff.


Mit meinen dürftigen Italienischkenntnissen übersetzt heisst das etwa:


«Wenn ein Neapolitaner aus irgendeinem Grund glücklich ist, dann bestellt und bezahlt er zwei Kaffees, trinkt aber nur einen. Den zweiten zahlt er für einen Kunden, der später kommt: als offeriere man dem Rest der Welt einen Kaffee. »


So komisch dieser Text beim ersten Mal lesen tönt, so nobel ist sein Hintergrund. Denn er bezeichnet den in Neapel verbreiteten «caffe sospeso».


Der Caffe sospeso ist eine Besonderheit der neapolitanischen Kultur, welche sich seit vielen Jahren in vielen Bars in der Stadt etabliert hat.


Die Idee ist so simpel wie schön. Kaffee ist in Italien und speziell in Neapel etwas sehr Wichtiges und soll für alle möglich sein. So entwickelte sich der Brauch, dass diejenigen, welche es sich leisten können, ausser dem eigenen Kaffee auch noch einen weiteren bezahlen. Dieser bezahlte und aufgeschobene Kaffee wird dann vom Barista notiert und auf Nachfrage an einen Bedürftigen ausgeschenkt.


Sospeso heisst übrigens auf Deutsch «aufgeschoben». Daher der Name 


Dieser Akt der Solidarität wird vor allem in Neapel zelebriert. Zwischenzeitlich drohte er allerdings auch dort zu verschwinden. So wurde der sospeso oftmals nur noch während der Weihnachtszeit genutzt. Als aber Italien 2008 mit voller Wucht von der Wirtschaftskrise getroffen wurden, erinnerten sich die Neapolitaner wieder an die noble Tradition zurück und der caffè sospeso wurde wieder vermehrt eingeführt.


Das berühmteste Kaffeehaus Neapels, das Caffè Gambrinus, führe den caffè sospeso 2010 zu seinem 150-jährigen Bestehen ganz offiziell wieder ein.


Wenn du also mal in Neapel oder einer anderen italienischen Stadt bist und ein Schild mit der Aufschrift «Caffè Sospeso» siehst, tu etwas Gutes und spende einen Kaffee!!


***


Ich muss sagen, als ich das erste Mal von dieser Tradition gehört und gelesen habe, war ich sofort begeistert. Vom Brauch an sich, aber auch (wieder einmal) von Neapel. Und dies, obwohl ich noch nie selber in Neapel war.


Diese Stadt fasziniert mich einfach. Nur schon, weil sie sehr polarisiert. Da gibt es die Menschen die sagen «nein, geh bloss nicht nach Neapel, zu gefährlich» und auf der anderen Seite jene die von der Stadt und ihrem Flair schwärmen.


Eines ist klar, Neapel liegt vielleicht in Italien, ist aber eigentlich eine eigene Welt.

Ich war schon in einigen sehr schönen Städten Italiens wie Rom, Florenz, Genua, Verona oder Mailand. Aber Neapel haftet einfach ein spezieller Mythos an.


Neapel ist eine Stadt, welche dich in ihren Bann zieht und die man entweder liebt oder hasst. Etwas dazwischen gibt es nicht. Eines meiner grossen Ziele in den nächsten zwei bis drei Jahren ist, herauszufinden in welche Gruppe ich gehöre.


Gewohnheiten wie der «caffè sospeso» zeigen die Stadt auf jedenfall von ihrer tollen Seite!


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