Mit unserer Nase sowie unseren Augen ist es relativ einfach, zu erkennen, ob die Kaffeebohnen welche man vor sich hat von guter Qualität sind oder nicht.
Man muss hierzu sagen, dass die beiden Organe eigentlich sehr zuverlässig und untrüglich sind. Wenn ihr an den Bohnen riecht und der Duft etwas Störendes an sich hat, dann wird das vermutlich auch so sein. Sehr oft riechen schlechtere oder alte Bohnen rauchig, verraucht oder modrig. Wenn ihr aber das Pack öffnet und den Duft als angenehm empfindet, wird dies auch so sein. Der erste Eindruck ist oft der Richtige.
Mit den Augen ist es noch einfacher. Merkmale für gute Bohnen sind unter anderem: Ganze Bohnen, keine Bruchteile, gleichmässige Form und Röstung, keine Flecken usw.
Doch kann ich guten Kaffee auch an der Verpackung erkennen? Schliesslich kann ich im Supermarkt ja schlecht in die Verpackungen reinschauen.
Meine persönliche Antwort dazu ist: Jein! (typisch schweizerisch :-))
Eines noch vorneweg, dieser Beitrag betrifft vor allem die Supermärkte mit ihren grossen, teils riesigen Kaffeesortimenten. Denn wenn ihr direkt bei einer lokalen Rösterei Kaffee bezieht, gehe ich davon aus, dass die Qualität entsprechend gegeben ist. Zumindest erhöht sich die Chance auf guten Kaffee signifikant!
Zurück zu meiner Antwort – Jein!
Nein, man kann qualitativ guten Kaffee rein anhand der Verpackung nicht ausfindig machen. Denn dazu fehlt schlicht die Möglichkeit, die Bohnen und das Bohnenbild anschauen zu können. Auch ob es eine schicke, knallige oder eher unauffällige Verpackung ist, sagt nichts über die darin enthaltene Kaffeequalität aus.
Meiner Meinung nach ist es aber möglich, das Risiko auf schlechten oder ungenügenden Kaffee zumindest etwas zu reduzieren.
Und zwar hat sich meiner ganz persönlichen Meinung nach gezeigt, dass je mehr Informationen zum Kaffee auf der Verpackung stehen, also je transparenter der Hersteller kommuniziert, umso höher die Chance etwas Gutes zu erhalten.
Ein weiterer und sehr wichtiger Faktor ist zudem der Preis! Mehr dazu später in diesem Beitrag.
Ein Beispiel:
Gerade kürzlich erblickte ich im Supermarkt wieder einen Kaffee, welcher mit «Espressoröstung nach italienischer Art, aus den besten Anbauländern der Welt» beworben wurde. Dazu ein schönes Bild aus (vermutlich) Italien. Auf der Rückseite nochmals der Satz «unser Espresso – intensiv, aromatisch und temperamentvoll! »
Solche Aussagen bzw. Verpackungen findet man sehr oft. Und ja, so gut das auf den ersten Blick klingen mag, so nichts aussagend ist es gleichzeitig.
«Aus den besten Anbauländern der Welt» ist mehr als nur vage. Denn es sagt über die Bohnen und deren Qualität rein gar nichts aus.
Oder ist ein italienischer Rotwein automatisch super, nur weil er eben aus Italien, einem der besten Weinländer kommt? Nein, natürlich nicht! Und so ist es auch beim Kaffee.
Diese Espressoröstung wurde übrigens für Fr. 9.00 pro Kilogramm verkauft.
Und dies bringt mich zum eigentlich weitaus wichtigeren Kriterium, guten Kaffee im Supermarkt beziehungsweise allgemein ausfindig zu machen. DER PREIS!
Bei einem Kaffee, welcher pro Kilo weniger als Fr. 10.00 kostet, ist die Chance etwas wirklich Gutes zu erhalten, sehr gering. Ich möchte es jetzt nicht zu 100% ausschliessen, aber die Chancen sind äusserst gering. Denn ein solch tiefer Preis ist meist weder fair gegenüber den Kaffeebauern noch allgemein finanziell tragbar, ausser eben es wird bei der Qualität gespart.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man einen Kilopreis ab etwa Fr. 16.00 als Anhaltspunkt nehmen kann. Wobei natürlich auch hier wieder gilt, dass das nur Richtwerte sind.
Um nochmals auf den Kaffee aus meinem Beispiel zurück zu kommen. Die Chancen stehen hier sehr gut, eine sehr dunkle, kaputt gebackene Industrieröstung mit viel Bruch und modrigen Geschmacksnoten zu erhalten.
Was ich bisher noch ganz ausser Acht gelassen habe sind das Röstdatum sowie das Mindesthaltbarkeitsdatum. Um es gleich zu sagen, ein Röstdatum werdet ihr im Supermarkt zu 99.9% nicht finden. Ein Mindesthaltbarkeitsdatum dagegen ist natürlich ein MUSS. Bei sehr vielen Herstellern könnt ihr davon ausgehen, dass das Röstdatum dem Haltbarkeitsdatum abzüglich 2 Jahren entspricht. Wenn man bedenkt, dass Kaffee allerspätestens nach 12 Monaten deutlich an Geschmack verloren hat, könnt ihr euch selber denken, wie Bohnen, welche nur schon über 1 Jahr in einem Lager liegen, wohl schmecken werden.
Übrigens, einzelne Röster geben sogar nur 6 Monate Haltbarkeitsdatum an, weil ab dann nicht mehr das volle Geschmackserlebnis gewährleistet werden kann. Ihr seht, Kaffee sollte man also als Frischeprodukt ansehen.
Gerade am Anfang, als ich noch keine Röstereien kannte, versuchte ich mich durch viele Kaffees aus den Supermärkten. Nicht alle waren enttäuschend, was ich sicherlich auch mal in einem separaten Test zeigen werde. Leider aber galten die oben beschriebenen Erfahrungen für 90% aller Exemplare. Achtet bei eurem nächsten Kaffeekauf einmal darauf!
Wenn ich mir als Gegenbeispiel ein Pack Kaffee von einem meiner Lieblingsröster anschaue, dann ist die Kommunikation hier ganz anders. Alles was wichtig ist, wird erwähnt. So sehe ich auf den ersten Blick die prozentuale Zusammensetzung von Arabica und Robusta, deren genaue Herkunft, ein Röstdatum sowie ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Und der Preis von Fr. 20.00 für 1kg liegt in einem entsprechenden Bereich.
Dann gibt es auch noch ausführlichere Hersteller, wo dann gleich ein Geschmacks-Diagramm mit aufgeführt wird, Brührezepte oder Angaben zur Röstung deklariert werden.
Um das Ganze nochmals zusammen zu fassen:
Im Endeffekt könnt ihr die Qualität des Kaffees nur richtig beurteilen, wenn ihr die Bohnen anschauen und das Bohnenbild prüfen könnt. Die Verpackungen sowie der Preis können aber durchaus helfen, gewisse Schlüsse zu ziehen und das Risiko einer Enttäuschung etwas mindern.
Ich empfehle aber sowieso, sich einen Röster seines Vertrauens zu suchen und sich dort tolle Kaffees liefern zu lassen. Die Schweiz bietet wirklich einige sehr tolle Anbieter.
In diesem Sinne: Guten Kaffee!
Commentaires