Als ich vor ein paar Jahren damit begann, mich für Espressomaschinen zu interessieren, flogen mir die technischen Ausdrücke nur so um die Ohren.
Von Begriffen wie Kolbenmaschine oder Siebträger, bis hin zu Einkreiser, Zweikreiser oder Thermoblock war alles mit dabei. Manchmal stiess ich auch noch auf Begriffe wie Dualboiler und Durchlauferhitzer.
Gerade für einen technisch nicht sehr versierten und begabten Menschen wie mich ergaben sich dadurch viele Fragezeichen. Also machte ich mich an die Recherche (dem Internet sei Dank), um etwas Licht ins Dunkle zu bringen.
Da ich unmöglich der Einzige sein kann, der mit all diesen Begriffen nicht sofort etwas anfangen konnte, dachte ich mir, ein kleiner Leitfaden in Form eines Blogposts wäre doch eine gute Sache!
Mir ist bewusst, dass es bereits diverse Ratgeber für den Kauf von Kaffeemaschinen gibt. Allerdings sind viele davon eben sehr technisch formuliert. Daher ist mein Anspruch, die verschiedenen Maschinen in ihren Funktionsweisen möglichst einfach und verständlich zu erklären.
Wenn ich auch nur einer Person die Wahl der richtigen Espressomaschine erleichtern kann, ist das für mich toll!
So, nun aber genug der Einleitung, gehen wir ans eigentliche Thema und damit gleich zur wichtigsten Aussage!
Die Wahl zur für dich richtigen Espressomaschine hängt nicht primär von der Technik der Maschine, sondern von deinem persönlichen Trinkverhalten ab!
Ja, du hörst richtig! Dein Trinkverhalten ist entscheidend!
Die wichtigste Frage vor der Maschinenwahl sollte sein:
Trinke ich meinen Espresso gerne pur oder lieber in Variationen mit Milch wie zum Beispiel als Cappuccino oder Latte Macchiato?
Der Einkreiser
Wenn du, wie ich, deinen Espresso am liebsten pur geniesst und nur sehr selten bis nie geschäumte Milch dazu nimmst, dann bist du beim Einkreiser sehr gut aufgehoben.
Bei diesen Geräten bildet ein einziger Kessel den Kern der Maschine und beliefert Brühgruppe (den Teil der Maschine, wo der Kaffee rauskommt) sowie Dampflanze gleichzeitig mit Wärme. Wenn ich nun einfach Espresso mache, ist dies kein Problem. Denn der Kessel wärmt die Brühgruppe mit Temperaturen von je nach Einstellung irgendwo zwischen 91 bis 94 Grad und lässt mich den Espresso beziehen.
Wenn ich nun aber zum Beispiel einen Cappuccino machen möchte, fangen die Einschränkungen an. Denn für guten Milchschaum benötigt man Dampf. Damit aus Wasser Dampf wird, braucht es bekanntermassen Temperaturen von über 100 Grad. Guter Schaum sollte «trocken» sein. Hierfür benötigt man eher gegen 120 Grad.
Wenn ich nun also mit meinem Einkreiser einen Cappuccino zubereiten möchte, muss ich zuerst den Espresso brühen und danach die Maschine in den sogenannten Dampfmodus versetzen. Nun heizt die Maschine weiter auf, bis Temperaturen jenseits von 100 Grad erreicht sind. Je nach Einkreiser kann das zwischen 1 bis 3 Minuten dauern. Tönt nach wenig, kommt einem bei der Zubereitung teilweise aber dann doch wie eine Ewigkeit vor.
Will man danach einen weiteren Espresso zubereiten, muss die Maschine natürlich zuerst wieder auf Brühtemperatur «abgekühlt» werden, denn bei 120 Grad verbrennt euch sonst der Kaffee. Auch dieses runterkühlen dauert ein paar Minuten. Mittels gleichzeitigem Entlüften durch die Dampflanze kann der Vorgang zwar etwas beschleunigt werden. Aber auch dieser Prozess kann wiederum ein paar Minuten dauern.
Dieses hin und her Wechseln der Temperaturen bei Einkreisern nennt man übrigens auch Temperatursurfen.
Der Zweikreiser
Zweikreiser wiederum umgehen diesen Aufwand bei der Zubereitung von Milchgetränken.
Ein grosser Kessel ist für heisses Wasser und satten Dampf zuständig und bildet so den
1. Kreis. Durch diesen Kessel führt wiederum eine kleine Wasserkammer, in die das frische und noch kalte Wasser aus dem Tank fliesst. Während des Durchströmens heizt sich dieses Wasser auf Brühtemperatur auf. Dies ist der 2. Kreis in der Maschine.
Der Kessel des Zweikreises heizt also auf deutlich mehr als 100 Grad auf, so dass immer genügend Dampf ansteht. Und der Wasserlauf ist so konzipiert, dass das Wasser während dem durchlaufen auf die gewünschten 91 bis 94 Grad kommt.
Die Zubereitung eines Cappuccinos oder eines Latte Macchiatos wird somit wesentlich einfacher und angenehmer. Denn während der Espresso gebrüht wird, kann bereits die Milch parallel dazu aufgeschäumt werden.
Gerade wenn ihr eure Familie zum Sonntagsbrunch zu Besuch habt und alle ihren Cappuccino wollen, lernt ihr den Zweikreiser zu lieben.
Das Ganze kann man sich zusätzlich ganz einfach merken: Der EINkreiser ermöglicht einen Prozess aufs Mal, während uns der ZWEIkreiser zwei Tätigkeiten gleichzeitig ausführen lässt.
Weitere Maschinentypen
Eingangs Text hatte ich noch weitere Maschinentypen und Begriffe aufgeführt, welche ich natürlich nicht unkommentiert lassen möchte. Aber nur kurz und knackig.
Der Dualboiler
Der Dualboiler ist eine technische Weiterentwicklung der Espressomaschinen. Wie es der Name bereits erahnen lässt, hat eine solche Maschine zwei Boiler, sprich zwei Kessel. Einen Kessel für Dampf und einen für Brühwasser. Hier steht also permanent die volle Power für Wasser und Dampf zur Verfügung, auch über mehrere Bezüge hintereinander.
Sehr cooles Detail: Bei vielen Dualboilern kann der Dampfboiler separat ein- oder ausgeschaltet werden. Wenn man also nur am Wochenende Cappuccino trinkt, kann unter der Woche Strom gespart werden.
Einziger Nachteil: Dualboiler sind preislich nochmals teurer.
Thermoblock / Durchlauferhitzer
Thermoblock und Durchlauferhitzer sind das Gleiche. Diese Maschinen besitzen keinen Kessel. Das kalte Wasser aus dem Tank läuft beim Bezug durch ein meist spiralförmiges Rohr, welches in einen Aluminiumblock eingelassen ist und wird dabei durch einen Heizstab erhitzt. Hier wird also immer wieder frisches, kaltes Wasser bezogen und während dem Durchlauf erhitzt bevor es mit der richtigen Temperatur in die Tasse läuft.
Thermoblocks dürften die am meisten verbreiteten Geräte sein. Denn in diese Kategorie gehören unter anderem alle Kapselmaschinen. Aber auch diverse Siebträgermaschinen gehören in diese Kategorie wie zum Beispiel die bei Einsteigern sehr beliebten Delonghi Dedica oder Ascaso Steel UNO.
Viele Thermoblock-Maschinen verfügen über eine Dampflanze und bieten die Möglichkeit, Milch aufzuschäumen. Auch diese Geräte müssen zum Aufschäumen der Milch in den Dampfmodus gesetzt werden und zuerst aufheizen. Die Qualität des Milchschaums variiert hier sehr und ist oftmals leider nicht überragend, da die Leistung des Heizblocks begrenzt ist.
Fazit
Welches ist denn nun für mich die geeignete Maschine?
Nun, wie erwähnt ist bei der Wahl der passenden Kaffeemaschine vor allem dein persönlicher Kaffeegeschmack ausschlaggebend.
Wer ausschliesslich Espresso oder Lungo trinkt und gleichzeitig grossen Wert auf eine schnelle und unkomplizierte Handhabung legt, der ist beim Thermoblock oder einem kleinen Einkreiser gut aufgehoben. Auch preislich sind diese Geräte interessant.
Der Einkreiser genügt, wenn man sich nur zwischendurch einen Cappuccino gönnen möchte. Gehört der Cappuccino hingegen zur täglichen Routine, dann sollte es ein Zweikreiser oder die Luxusvariante Dualboiler sein. Preislich sind diese Maschinen breit gestreut, beginnend bei etwa CHF 400.00. Nach oben sind (fast) keine Grenzen gesetzt.
Übrigens: in einem Punkt sind sich die meisten Experten einig. Nämlich, dass die Wahl der Mühle mindestens gleich wichtig, wenn nicht sogar wichtiger ist.
Aus der besten und teuersten Siebträgermaschine kommt nur mittelmässiger Espresso, wenn die billige Mühle nichts taugt. Die umgekehrte Kombination von guter Mühle und mittelmässiger Espressomaschine hingegen funktioniert.
Dazu aber in einem separaten Beitrag dann mal mehr.
Wie gesagt, meine Ausführungen sind sehr einfach gehalten. Wenn ihr euch tiefer für die Materie interessiert oder vielleicht schon vor dem Kauf einer Kaffeemaschine steht, schaut euch unbedingt die Kaffeemacher an. Hier sind Profis am Werk, welche regelmässig tolle und informative Videos auf ihrem Youtube-Kanal anbieten. Hier geht’s bei Tests dann auch mal richtig ins Detail.
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